- Inhaltsverzeichnis
- Definition: Was ist hybride Arbeit?
- Wie sieht hybride Arbeit in der Praxis aus?
- Tech-Unternehmen als Vorreiter für hybride Arbeitsmodelle
- Twitter und Coinbase ziehen nach
- Wie stehen Arbeitnehmer zu hybrider Arbeit?
- Hybride Arbeit als Arbeitsmodell der Zukunft
- Office 60 Prozent – Homeoffice 40 Prozent?
- 6 Benefits hybrider Arbeitsmodelle für Unternehmen
- Was bedeutet die Einführung hybrider Arbeitsmodelle für das klassische Büro?
- Fazit
Die Pandemie hat Deutschland und große Teile der Welt von heute auf morgen ins Homeoffice geschickt. Bis Ende Juni waren Unternehmen hierzulande sogar per Gesetz dazu verpflichtet, ihren Arbeitnehmern Heimarbeit anzubieten.
Das ist jetzt vorbei. Mitarbeiter kehren nach und nach zurück in ihre Büros. Viele von ihnen sind damit jedoch nicht zufrieden. Denn: Die Art und Weise, wie sie arbeiten wollen, hat sich verändert. Sie haben es zu schätzen gelernt, mehr Flexibilität in ihrem Alltag zu haben. Was viele Unternehmen bisher verkennen: Auch sie profitieren davon, wenn sie ihren Mitarbeitern sowohl einen Arbeitsplatz im Büro als auch einen Arbeitsplatz im Homeoffice anbieten. Wir zeigen in einem ausführlichen Leitfaden, wie hybride Arbeit funktioniert und welche Vorteile diese für Unternehmen mitbringt.
Definition: Was ist hybride Arbeit?
Die Definition hybrider Arbeit fällt nicht einheitlich aus. Grundsätzlich beschreibt hybride Arbeit eine Arbeitsweise, bei der Mitarbeiter frei entscheiden können, ob sie ihre Leistung im Büro, im Homeoffice oder über einen Mix von beidem erbringen möchten. Voraussetzung für hybride Arbeit ist, dass sich die Art der Arbeit dafür eignet.
Wie sieht hybride Arbeit in der Praxis aus?
Wie die hybride Arbeitsweise in der Praxis auftritt, kann sich deutlich unterscheiden. So gibt es Unternehmen, die ihre Arbeitnehmer gänzlich zeit- und ortsunabhängig arbeiten lassen. Das bedeutet: Sie können – losgelöst von Office-Zeiten – frei entscheiden, wann sie ihre Aufgaben erledigen. Und: Sie dürfen an jedem Ort arbeiten, an dem sie produktiv sein können. Als Alternative zum Büro kommt dabei nicht nur das Homeoffice als Arbeitsplatz infrage. Auch andere Orte wie beispielsweise Coworking Spaces und Cafés können als hybrider Arbeitsplatz dienen.
Andere Unternehmen geben einen Rahmen für hybrides Arbeiten vor. Dabei schränken sie zum Beispiel die Ortswahl oder die Zahl der Homeoffice-Tage ein. Wie die hybriden Arbeitsformen konkret ausgestaltet sind, hängt oftmals von der Art der Arbeit und der Rolle der Mitarbeiter im Unternehmen ab.
In der Praxis zeigt sich die Tendenz: Mitarbeiter nutzen die Zeit im Büro, um sich mit Kollegen fachlich auszutauschen und Ablenkungen zuhause zu entfliehen. Homeoffice nutzen sie dagegen, um einen flexiblen Arbeitstag – beispielsweise mit Unterbrechungen für private Angelegenheiten – zu haben.
Tech-Unternehmen als Vorreiter für hybride Arbeitsmodelle
Der Trend hin zum hybriden Arbeitsplatz kommt von den großen US-amerikanischen Tech-Unternehmen. Wie in Deutschland schickten auch diese ihre Mitarbeiter zu Beginn der Pandemie ins Homeoffice. Das zeigte Wirkung. So ließ Reddit im Oktober 2020 wissen, dass es permanent zu einem hybriden Arbeitsmodell wechsele. Arbeitnehmer könnten nach Ende der Pandemie frei entscheiden, ob sie vor Ort im Büro oder zuhause arbeiten möchten.
Twitter und Coinbase ziehen nach
Reddit war jedoch kein Einzelfall. Auch Twitter will seinen Mitarbeitern mehr Flexibilität geben. Dafür hat es mittlerweile Homeoffice in seine Unternehmenswerte aufgenommen. Mitarbeiter können jetzt so oft von Zuhause aus arbeiten, wie sie möchten.
Ähnlich sieht es bei der Kryptowährungs-Handelsplattform Coinbase aus. Sie setzt jetzt auf ein „Remote-First-Arbeitsplatzmodell“. Mitarbeiter können weiter ins Büro kommen, können aber auch ausschließlich von Zuhause aus arbeiten. Coinbase hat das Ziel, ohne ein zentrales Büro voll funktionsfähig zu bleiben.
Microsoft gibt seinen Arbeitnehmern die Möglichkeit, mindestens die Hälfte der Arbeitszeit im Homeoffice zu arbeiten. PayPal, Salesforce und der Online-Immobilienmarktplatz Zillow haben ebenfalls hybride Arbeit eingeführt. Facebook plant derzeit, rund der Hälfte seiner Angestellten zu ermöglichen, dauerhaft aus dem Homeoffice zu arbeiten.
Wie stehen Arbeitnehmer zu hybrider Arbeit?
In den USA ist hybride Arbeit in der Praxis angekommen. Der Impuls dazu ging vor allem von den Arbeitnehmern aus. Sie erwarten von ihren Arbeitgebern hybride Arbeitsmodelle. Das fand eine aktuelle Studie der Adecco Group heraus. Dabei kam die Studie mit dem Titel „Defining the New Era of Work“ zu dem Ergebnis, dass sich 3 von 4 Büroangestellten eine Kombination aus Office und Homeoffice wünschen. Dabei streben sie eine 50/50 – Aufteilung an. Für die Studie hat Adecco jeweils 1.000 Fach- und Führungskräfte in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Großbritannien, Australien, Japan und den USA befragt. Die Ergebnisse sind jedoch von Ländern und Alter der Befragten unabhängig.
Hybride Arbeit als Arbeitsmodell der Zukunft
Eine Studie der Boston Consulting Group, Stepstone und The Network kam zu einem ähnlichen Ergebnis. Sie fand heraus, dass 81 Prozent der Arbeitnehmer hybrid arbeiten wollen. Nur 10 Prozent wollen ganz im Homeoffice und 9 Prozent ausschließlich im Büro arbeiten.
Eine Salesforce-Studie zu hybridem Arbeiten ermittelte: 64 Prozent der Arbeitnehmer wünschen sich, im Büro und von Zuhause aus arbeiten zu können. Von der Generation Z fordern das 74 Prozent. Sie sehen in dem klassischen Büro weniger Wert als der Durchschnitt aller Altersklassen. Sie fordern daher eine hybride Arbeitsform oder ausschließlich Remote-Arbeit.

Office 60 Prozent – Homeoffice 40 Prozent?
Wie sich das Verhältnis von Arbeitszeit im Büro und im Homeoffice entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Alicia Tung, COO vom „The Great Place to Work Institute“, geht davon aus, dass in 10 Jahren Büro und Homeoffice in einem 60-40-Verhältnis zueinanderstehen werden. Zu dem gleichen Ergebnis kommt eine Untersuchung von Barco, einem Anbieter von Visualisierungs- und Kollaborationslösungen: Drei Tage Büro und zwei Tage Homeoffice sollen das hybride Arbeitsmodell der Zukunft werden.
Die Studien zeigen: Arbeitnehmer wünschen sich hybride Arbeitsplätze. Welche Auswirkungen hätte das für Unternehmen? Werfen wir einen Blick auf die Vorteile von hybridem Arbeiten:
6 Benefits hybrider Arbeitsmodelle für Unternehmen
Über 70 Prozent der Führungskräfte gehen davon aus, dass Unternehmen von flexibleren Arbeitsmodellen profitieren können (Adecco-Studie). Welche Benefits kann hybrides Arbeiten also erzeugen?
1. Höhere Produktivität
Bisher galt in den meisten Betrieben die Annahme:
Anwesenheit = Produktivität
Führungskräfte zeigten sich daher skeptisch, wenn Mitarbeiter von Zuhause aus arbeiten wollten. Sie gingen davon aus, dass diese dort schlichtweg weniger leisten würden. In der Praxis scheint jedoch das Gegenteil einzutreten. Mitarbeiter arbeiten genauso viel oder mehr, wenn sie im Homeoffice sind. In einer Studie von Microsoft gaben 82 Prozent der befragten Führungskräfte an, dass ihre Unternehmen derzeit mindestens genauso produktiv seien wie vor der Pandemie.
Der Grund dafür ist einfach: Mitarbeiter können an einem hybriden Arbeitsplatz ihre Zeit besser nutzen. Denn: Wenn sie selbst entscheiden können, wann und wo sie arbeiten, arbeiten sie, wenn sie sich besonders leistungsstark fühlen – und zwar da, wo sie ihre Aufgaben am besten erfüllen können. Sie sind dann oft produktiver.
Diese Erkenntnis bestand eigentlich bereits vor der Pandemie. So gab es schon vor 2020 Studien, die zeigen, dass Remote Work die Produktivität steigern kann. Davon überzeugte Führungskräfte führen das vor allem auf drei Säulen zurück: Flexibilität, Konzentration und geringe Fehlzeiten.
2. Zufriedenere Mitarbeiter
Eine hybride Arbeitswelt macht Mitarbeiter zufriedener. Dafür ist vor allem die Flexibilität im Alltag verantwortlich. So können Arbeitnehmer zum Beispiel
- Anfahrtswege zum Büro zu Stoßzeiten vermeiden,
- ihren Arbeitstag dann beginnen, wenn sie sich besonders ausgeruht fühlen,
- im Homeoffice die Kleidung tragen, in der sie sich wohl fühlen und
- zwischendurch Pausen einlegen, um Sport zu machen oder um Zeit mit der Familie zu haben.
Anders gesagt: Arbeitnehmer können ihren Arbeitsalltag und ihr Privatleben besser miteinander vereinen. Sie können ihren Tag freier gestalten, den Alltag einfacher bewältigen und sich besser auf die Arbeit konzentrieren. Auf diese Weise vermeiden sie Stress und sind zufriedener.
3. Mehr Vertrauen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer
Das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer hat einen großen Einfluss auf die Leistung von Mitarbeitern. Voraussetzung für Höchstleistungen ist eine gesunde und produktive Arbeitsumgebung. Vertrauen spielt dabei eine entscheidende Rolle.
Eine hybride Arbeitsweise kann das Vertrauen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer stärken. Denn: Mit einer freien Arbeitsplatzwahl zeigen Unternehmen ihren Mitarbeitern, dass sie ihnen vertrauen, ihre Leistung unabhängig vom Arbeitsort zu erbringen. Sie geben ihnen das Gefühl, ihre Arbeit unter ihren eigenen Bedingungen erfüllen zu können. Mitarbeiter schätzen das – und bauen so mehr Vertrauen zu ihrem Arbeitgeber auf.
4. Geringere Kosten
Weniger Personen im Büro spart Unternehmen Geld. Denn: Nicht mehr jeder Mitarbeiter benötigt einen individuellen Arbeitsplatz. Das bedeutet für die Praxis: Betriebe benötigen weniger Bürofläche und weniger Büroausstattung.
6 von 10 Arbeitgebern gehen daher davon aus, dass sie durch ein hybrides Arbeitsmodell die Kosten für Miete, Ausstattung, Instandhaltung und Verpflegung senken können. 68 Prozent von KPMG befragte Geschäftsführer planen, ihren Office Space zu reduzieren. Dabei sollen laut verschiedenen Studien bis zu 20 Prozent Einsparungen möglich sein.
5. Zugang zu mehr Fachkräften
Hybride Arbeitsformen lösen geografische Grenzen im Recruiting auf. Talente müssen nicht mehr in derselben Region oder im selben Land wohnen, um für einen Betrieb arbeiten zu können. Für die Praxis bedeutet das: Unternehmen können aus einem globalen Pool aus Fachkräften wählen.
Das ist insbesondere bei Mitarbeitern aus den Bereichen IT und Technologie wichtig. Diese sind rar am Markt und daher besonders gefragt. Der „War of Talent“ wird daher in Zukunft noch weniger über das Gehalt entschieden. Vielmehr wird eine flexible Arbeitsweise mit hybriden Arbeitsplätzen zu einem wesentlichen Kriterium, um Fachkräfte gewinnen zu können. Gleichzeitig senkt ein hybrides Arbeitsmodell die Fluktuation von Mitarbeitern im Unternehmen.
6. Sicherheit während der Pandemie
Hybrides Arbeiten während Corona bedeutet, dass nicht immer alle Mitarbeiter gleichzeitig im Büro sind. Auf diese Weise treffen nicht nur weniger Mitarbeiter aufeinander. Unternehmen können auch physische Abstände im Büro einhalten. Angestellte können dann im Office Social Distancing praktizieren. Das gibt ihnen während der Pandemie eine Form von Sicherheit.
Was bedeutet die Einführung hybrider Arbeitsmodelle für das klassische Büro?
Viele Betriebe fragen sich, was mit dem klassischen Büro passiert, wenn sie hybride Arbeit einführen. Sie befürchten, dass ihr Unternehmenssitz dann keine Rolle mehr spielt. Klar ist: Das Office verliert nicht an Bedeutung. Im Gegenteil: Es wird wichtiger als zuvor. Es wird zum Ort der Zusammenarbeit, des Lernens und der Geselligkeit.
Die Adecco-Studie bestätigt diese Annahme. So gaben zwei Drittel der Befragten an, dass es trotz Homeoffice nach wie vor wichtig sei, sich persönlich zu treffen. Eine Studie von Harvard Business Review und Humanyze fand heraus: Im Homeoffice arbeitende Mitarbeiter kommunizieren 80 Prozent weniger miteinander als die Mitarbeiter vor Ort. Neben Videokonferenzsystemen für Online-Meeting-Tools wie Skype und Zoom ist daher vor allem der persönliche Austausch im Büro unverzichtbar.
So können Unternehmen ihr Büro an hybride Arbeit anpassen
Um das Büro für seine veränderte Funktion vorzubereiten, müssen Betriebe dies an die neuen Bedürfnisse anpassen. Das kann sich zum Beispiel – je nach Unternehmen und Abteilung – in einer neuen räumlichen Aufteilung äußern. So müssen Betriebe neben klassischen Arbeitsplätzen, an denen Arbeitnehmer konzentriert arbeiten können, vor allem mehr Orte für den persönlichen Austausch schaffen.
Wie Dropbox hybride Arbeit umgesetzt hat
Dropbox führte bereits 2020 einen „Virtual-First-Arbeitsplatz“ ein. Dafür verwandelte es seine bestehenden Büros in sogenannte Dropbox Studios. Dabei handelt es sich um Coworking Spaces, die auf Zusammenarbeit und Gemeinschaftsbildung ausgelegt sind. Sie bilden einen Ort für Kollaboration und Kommunikation.
Fazit
Die Pandemie hat die Erwartungen an Arbeitsmodelle verändert. Dabei hat sich hybride Arbeit als das Arbeitsmodell der Zukunft erwiesen. Studien belegen, dass Arbeitnehmer dies von ihren Arbeitgebern jetzt erwarten. Große Tech-Unternehmen in den USA haben daher bereits reagiert. Sie haben hybride Arbeitsplätze in ihre Unternehmenskultur integriert.
Dem sollten auch Betriebe in Deutschland nachkommen. Hybride Arbeit kommt – und das nicht nur, weil Studien die Vorteile hybrider Arbeit aufzeigen. Bereits vor Corona waren die Generation Y und die Generation Z mit unflexiblen Arbeitsmodellen ihrer Arbeitgeber unzufrieden. Die Pandemie hat den Wandel hin zu hybriden Arbeitsplätzen lediglich beschleunigt. Unternehmen, die jetzt nicht reagieren und ihre Arbeitsweise anpassen, verlieren wertvolle Fachkräfte.